Die Haltung von Ratten hat im Laufe der letzten Jahre einigen Wandel durchgemacht. Von der einzeln gehaltenen Punker-Ratte, die kein anderes Heim kannte, als die Schulter ihres Besitzers bis hin zu Großrudeln, welche in prächtigen Selbstbauten oder gar eigenen Rattenzimmern wohnen, gab es alles. In hunderten Büchern und auf tausenden Websites gibt es (nicht immer übereinstimmende) Angaben über die "richtige" Käfiggröße und dies scheint immer das einzig wichtige Kriterium für ein gutes Rattenheim zu sein.
Doch sollte man nicht auch einmal den Käfig als solches hinterfragen?
Folgender Auszug aus dem Beitrag "Die Haltung und Unterbringung von Nagern und Kleinsäugern – Versuch einer Lagebestimmung mit Perspektiven" von Dieter Martin (2007) gibt einen guten Einblick in die Thematik.
Wir werden uns demnach auch bemühen den Begriff "Rattenkäfig" aus unserem Wortschatz zu verbannen und nur noch Begriffe wie Rattenheim oder Rattendomizil zu verwenden.
Doch sollte man nicht auch einmal den Käfig als solches hinterfragen?
Folgender Auszug aus dem Beitrag "Die Haltung und Unterbringung von Nagern und Kleinsäugern – Versuch einer Lagebestimmung mit Perspektiven" von Dieter Martin (2007) gibt einen guten Einblick in die Thematik.
Aus den genannten Gründen (Zugluftempfindlichkeit/Bedürfnis nach Halbdunkel) erkennen wir einen Käfig zwar als eine vorrübergehende Lösung an, die aber niemals eine Artgerechte Unterbringung sein kann.Über welche Tiere reden wir in diesem Beitrag? Wir reden über Chinchillas, Degus, Frettchen, Gerbils, Hamster, Hörnchen, Zwergkaninchen, Mäuse, Meerschweinchen und Farbratten.
Wie werden diese Tiere untergebracht und gehalten? Natürlich in Käfigen – so lautet stets die Antwort. Weshalb ist dies so? Darauf bekommen sie in der Regel keine Antwort. Man weiß es halt nicht besser.
Der Begriff „Käfig“ kommt aus dem Lateinischen und durch Verbindung mit der griechischen Sprache entstand das Wort „Käfterchen“ als Synonym für einen besonders kleinen Raum. Der Begriff ist damit seit Jahrhunderten abwertend besetzt.
Die ersten Käfige entstanden vor über 1000 Jahren zur Unterbringung von Nachtigallen, an deren schönen Gesang man sich erfreuen wollte.
Jahrhunderte später wurden Tiere aller Arten auf Ausstellungen und vor allem in Fürstenhöfen gehalten in großen Käfigen, die uns als „Menagerien“ bekannt sind. Diese Menagerien zeigten den Besuchern nur die Tiere ohne jede Rücksicht auf deren besondere Bedürfnisse und Verhaltensweisen. Die Sterberate war entsprechend hoch.
Es war Carl Hagenbeck, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts erstmalig in der Welt seinen heute noch zu Recht berühmten Tierpark in Hamburg schuf, der endlich die individuellen Bedürfnisse der unterschiedlichsten Tierarten berücksichtigte und diesen entsprechende Lebensräume zur Verfügung stellte.
An den Kleintieren aller Art ging diese Entwicklung vorbei. Ihr Stellenwert war zu gering und die Lobbys fehlten gänzlich. Also blieb bis zum heutigen Tage die Unterbringung in Käfigen, die mal für Nachtigallen geschaffen wurden, die Regel für alle Kleintiere.
Nun haben wir in Deutschland zwar ein Tierschutzgesetz – jedoch bisher kein Gesetz zur Heimtierhaltung. Damit bleibt es jedem selbst überlassen, welche Käfige er anschafft für seine Tiere und ob und wie er diese ausstattet nach den Bedürfnissen seiner Kleinen und vor allem auch, welche Besatzdichte eigentlich zulässig ist.
Wenn man die empfohlenen Käfiggrößen der Tierschutzorganisationen, der Vereine oder der Fachbuchautoren anschaut, so ist keinerlei Abstimmung erkennbar. Jeder schreibt etwas vor, was er für richtig hält. Verbindlich ist keine einzige dieser Angaben – geschweige können diese als Rechtsgrundlage dienen. In der Regel führt es in vielen Fällen dazu, dass Kleintiere im Dauerstress leben müssen und damit auch besonders anfällig für Krankheiten werden. Es ist mir zum Beispiel völlig unverständlich, wie man ein nachtaktives Tier wie das Chinchilla in einem lichtdurchfluteten, von allen Seiten offenen Käfig halten kann. Oft auch noch ohne besondere Rückzugsmöglichkeit.
Genauso abzulehnen ist die Haltung in Aquarien, wie das leider noch häufig praktiziert wird – meist aus reiner Bequemlichkeit. Da durch den konzentrierten und geruchsintensiven Urin hohe Schadgaskonzentrationen insbesondere in Bodennähe entstehen, müssen gerade in diesen Bereichen in ca. 8 bis 10 cm Höhe Lüftungsmöglichkeiten vorhanden sein.
Was ist also zu tun, um endlich auch für Kleintiere geeignete Lebensräume zu schaffen, die gleichermaßen geeignet sind für die Privathaltung und für Tierheime bis hin zu Zoogeschäften?
Die letzten Jahre und Jahrzehnte sind in der Kleintierhaltung geprägt von der Entstehung einer Eigenbaumentalität für die gewünschten tiergerechten Unterkünfte, weil die herstellende Industrie das Problem bisher nicht als solches erkannt hat.
Ob Farbratten, Frettchen oder Degus, der mehr oder weniger geglückte Eigenbau wird in vielen Fällen bereits den Käfig ersetzen. Wir denken, es ist an der Zeit, für alle Kleintierarten geeignete Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen, die deren besondere Ansprüche berücksichtigen und ihnen ein artgerechtes Leben ermöglichen, soweit dies in der Gefangenschaft überhaupt möglich ist.
In vielen Fällen erscheint uns die Unterbringung in modularen Schranksystemen besser und tiergerechter zu sein bei gleichzeitig sinkendem Wartungsaufwand für die Pfleger. Nicht zuletzt auch auf Grund der hohen Zugempfindlichkeit der meisten Kleintiere und deren Bedürfnis nach Halbdunkel.
Wir werden uns demnach auch bemühen den Begriff "Rattenkäfig" aus unserem Wortschatz zu verbannen und nur noch Begriffe wie Rattenheim oder Rattendomizil zu verwenden.
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